Multimodale Funktionelle Schmerztherapie
Viele Menschen leiden Jahre, manchmal Jahrzehnte unter therapieresistenten Schmerzen des muskuloskelettalen Systems. Typische Schwerpunkte sind:
- Schmerzen der Halswirbelsäule (HWS-Syndrom), mit Ausstrahlung in Kopf, Kiefergelenke, Schulter und Arme
Häufige Form des HWS-Syndroms ist die cranio-mandibuläre Dysfunktion (CMD)
- Schmerzen der Brustwirbelsäule (BWS-Syndrom), mit Ausstrahlung in Halswirbelsäule, Kopf, Kiefergelenke; oft bestehen auch Thoraxschmerzen, die von Erkrankungen der inneren Organe abgegrenzt werden müssen
- Schmerzen der Lendenwirbelsäule (LWS-Syndrom) mit Ausstrahlung in Gesäß und Beine; oft bestehen auch Bauch- und Abdominalbeschwerden, die von Erkrankungen der inneren Organe abgegrenzt werden müssen
- Rheumatische Gelenkbeschwerden; diese betreffen zumeist alle Gelenke der Wirbelsäule und Extremitäten
- Schmerzen bei Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans), mit den Schwerpunkten Wirbelsaule, Becken, Hüften
- Schmerzen/Arthrosen der Extremitäten
Gemeinsam ist allen Gelenkbeschwerden ein circulus vitiosus mit den Komponenten:
Gelenkschädigung/Gelenkentzündung - Muskulatrophie/Muskelverkürzung - funktionelle Instabilität/muskuläre Dysbalance - unphysiologische Gelenkbelastung - zunehmende Gelenkschädigung/Knorpelverlust/Gelenkentzündung
Entzündungshemmende Schmerzmittel, Muskelrelaxantien, Injektionen von Cortison und Lokalanästhetika sowie herkömmliche Physiotherapie sind Therapiemaßnahmen der 1. Wahl, helfen aber oft nur begrenzte und immer kürzere Zeit.
Warum bleiben konventionelle Therapiemaßnahmen oft langfristig wirkungslos?
Gelenke sind ein komplex innerviertes Gefüge u.a. mit den Komponenten Knorpel, Kapsel, Bänder sowie direkter Reflexverbindung zu den umgebenden Muskeln.
Der Gelenkknorpel ist vor allem für Druckbelastungen geeignet, Gleitreibung kann schaden. Der Knorpel besitzt keine Schmerzrezeptoren, im Gegenteil zu Kapseln und Bändern, die hochgradig sensibel innerviert sind. Das gilt genauso für Sehnen, die die Verbindung zwischen Knochen und Muskel herstellen und die Gelenke überspannen, z.Z. auch im Bereich der Gelenkkapsel ansetzen.
Eine Schädigung von Kapsel, Bändern und Sehnen führt über Reflexe zu zwei wichtigen Folgen:
- Schmerzhafte Muskelverkürzung
- Muskelatrophie
Folgen:
- Verlust von Muskelmasse
- Verlust der koordinativen (abstimmenden) Funktion der Muskeln
- Kontrakturen
- Bildung muskulärer Triggerpunkte mit oft irreversibler Chronifizierung der Schmerzen
- Abbau und Verkürzung der passiv gelenkstabilisierenden Gewebe (Kapsel, Bänder)
Im Ergebnis verkürzen sich also Muskeln, Sehnen und Gelenkkapsel. Dies führt zu einem eingeschränkten Bewegungsspielraum und zunehmenden Belastungsschmerzen. Der mit dem Abbau oft verbundene Entzündungsprozess beschleunigt den Teufelskreis und erklärt den Ruheschmerz. Triggerpunkte verursachen unabhängig vom eigentlichen Auslöser eine Chronifizierung der Schmerzen.
Durchführung der Multimodalen Funktionellen Schmerztherapie: ULSP - Schmerztherapieprogramm
Kernpunkte des pathologischen Mechanismus sind Degeneration, Entzündung, muskuläre Dysbalance und Verlust der muskulären Koordination/funktionellen Stabilität. Symptomverstärkend wirken "Triggerpunkte" (der muskulären Regulation entzogene Kontrakturareale). Diese üben auf die umliegende Muskulatur durch Belastung, aber auch in Ruhe Reize aus, die zu einer großflächigen stark schmerzhaften Verkürzung umliegender Schichten führen können.
Das ULSP-Therapieprogramm umfasst daher folgende Schritte (mit indikationsspezifischen Variationen):
Sportmedizinische Diagnostik zur Quantifizierung der muskulären Funktionsstörung (Atrophie, Dysbalance, EMG, Ganganalytik/Fußdruckanalytik, spezifische Krafttests, digitale 4D-Wirbelsäulendiagnostik)
- Herstellung der Gelenkbeweglichkeit durch Mobilisationstherapie
- Geweberestrukturierung durch Wachstumsstimulatoren (fokussierte/radiale Stoßwelle, hochenergetische Lasertherapie
- Muskel-Hochfrequenztherapie (kurzfristige Schmerzreduktion und größere Belastungstoleranz)
- Therapie mit pulsierendem hochenergetischem Magnetfeld (Rücken- und Gelenkschmerzen)
- Herstellung der funktionellen Stabilität durch spezifischen Muskelaufbau (Isokinetik)
- Herstellung der funktionellen Muskelbalance durch Koordinations- und Biofeedbacktraining (Feed-back-Isokinetik, EMG-Feedback, Vibrationstraining als Zusatzkomponenten zur medizinischen Aufbautherapie)
Der Gesamtprozess wird interdisziplinär sportärztlich geführt. Selten ist eine kurzfristige Schmerztherapie mit Medikamenten oder Injektionen erforderlich, um die gewünschte Belastbarkeit herzustellen. Fokussierte Stoßwellentherapie (ESWT), hochenergetische Lasertherapie und PRP (körpereigene Wachstumsfaktoren) sind oft zentrale Maßnahmen der Schmerztherapie.
Therapieergebnis: Jahrelange Beschwerden sind nicht in wenigen Wochen zu beheben. Leider sind Veränderungen wie schwere Kapselschrumpfungen oder funktionell verursachte Wirbelsäulendeformationen nicht reversibel. Wissenschaftliche Befunde und eigene Ergebnisse zeigen eine gute Effizienz der Massnahmen und ihrer Kombination auf Schmerzreduktion und Funktion in vielen Fällen. Parallel wird ein Entzug bei Schmerzmittelmißbrauch angestrebt.
Anmeldung zum Programm "Multimodale Funktionelle Schmerztherapie":
Vereinbaren Sie durch Anruf im Sekretariat oder Anfrage über die Kontaktseite einen Gesprächstermin (Information von Hausarzt / Hausärztin unbedingt erwünscht, da die Therapie immer in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten erfolgt).
Nach einer ärztlichen/sportmedizinischen Untersuchung werden die Möglichkeiten der funktionellen Schmerztherapie für Ihre spezielle Erkrankung dargestellt und ein Kostenplan erstellt. Wie alle anderen Leistungen der Privatärztlichen Sportmedizinischen Ambulanz handelt es sich grundsätzlich um selbst zu zahlende Leistungen. Private Krankenversicherungen übernehmen die Leistungen häufig teilweise oder ganz. Reichen Sie ggf. den Kostenplan bei Ihrer Privatversicherung ein.