Indikationen der Regenerativen Medizin  - Knie: Schmerz und Funktionsverlust

1. Sehnen- und Sehnenansatzpathologien allgemein

2. Arthrose

3. Meniskusschäden (Degeneration, Protrusion, Fragmentierung, Läsion)

4. Sportspezifische Probleme - Patellaspitzensyndrom / Jumper´s Knee

5. Sportspezifische Probleme - Runner´s Knee

6. Kreuzband - Degeneration und Läsion

 

1. Sehnen- und Sehnenansatzpathologien

Es handelt sich selten um akute, meist um chronische degenerative Probleme im Sehnenursprungs- und -ansatzbereich. Ursachen sind z.B. häufige Überlastungen in Sport und Beruf oder im Umfeld anderer Gelenkpathologien (z.B. Arthrose). Dies gilt grundsätzlich für alle Gelenke. Beim Knie besonders betroffen ist der Ursprung der Patellasehne an der Kniescheibe ("Patellaspitzensyndrom"), der Übergang von der vorderen Oberschenkelmuskulatur zur Kniescheibe (Quadrizepstendinose, häufig mit Reizung eines Schleimbeutels), die Ursprünge der Gastrocnemiusmuskeln, die Ansätze aller Kniebeugemuskeln und die Muskelursprünge der Fussmuskulatur im Bereich von Knie und oberem Unterschenkel und im Bereich des Fibulakopfes. Die exakte Diagnose kann durch die manuelle Untersuchung, eine sorgfältige hochauflösende Sonographie und ggf. ein MRT gestellt werden.

Die Therapie besteht, je nach Indikation, in den Basismassnahmen der Regenerativen Medizin (Stosswelle, Laser, PRP, Mesotherapie), Physiotherapie und isokinetischem Aufbautraining.

 

Zusammenfassende wissenschaftliche Beurteilung der Stosswellentherapie bei nicht-knöchernen Knieschäden: Die ESWT übt bei Patienten mit Knieweichteilerkrankungen einen positiven Gesamteffekt auf Erfolgsquote, Schmerzreduktion und Wiederherstellung der Beweglichkeit aus (1, 2, 3, 4). 

 

Literatur (Review):

 

Simplicio CL, Purita J, Murrell W, Santos GS, Dos Santos RG, Lana JFSD. Extracorporeal shock wave therapy mechanisms in musculoskeletal regenerative medicine. J Clin Orthop Trauma. 2020 May;11(Suppl 3):S309-S318. doi: 10.1016/j.jcot.2020.02.004. Epub 2020 Feb 12. PMID: 32523286; PMCID: PMC7275282.

Liao CD, Xie GM, Tsauo JY, Chen HC, Liou TH. Efficacy of extracorporeal shock wave therapy for knee tendinopathies and other soft tissue disorders: a meta-analysis of randomized controlled trials. BMC Musculoskelet Disord. 2018 Aug 2;19(1):278.

 

2. Gonarthrose - Arthrose des Kniegelenks

Bei der Arthrose handelt es sich um chronisch-degenerative Gelenkschäden, die im Rahmen alltäglicher Beanspruchung oder spezieller Belastungen auftreten. Obwohl der Knorpelverlust von grundlegender Bedeutung ist, sind alle Gelenkstrukturen betroffen. Schmerzauslöser ist nicht primär ein aufeinander "Reiben" der knorpelfreien knöchernen Gelenkflächen, sondern vor allem degenerative Schäden der stark schmerzempfindlichen Kapsel-Bandstrukturen, Sehnenansätze und Menisken sowie die ggf. resultierende Entzündung. Dies lässt sich v.a. durch die manuelle Untersuchung des Knies, MRT und Sonographie darstellen. Die Geschwindigkeit des Fortschreitens variiert von Person zu Person und innerhalb eines Knies im Laufe der Zeit. Zu den Symptomen und Anzeichen von Kniearthrose gehören Schmerzen, Steifheit, eingeschränkte Gelenkbewegung und Muskelschwäche. Die hieraus resultierende Instabilität verstärkt den degenerativen Prozess.

Der regenerative Therapieansatz ergibt sich daher vor allem auch aus einer Behandlung der Kapsel-Bandstrukturen, der Meniskusbasis sowie der schmerzhaft-degenerativ veränderten Sehnenansätze mit fokussierter Stosswelle, Laser und PRP (mit Wachstumsfaktoren angereichertes Plasma) sowie örtliche Mesotherapie. Allerdings ist auch ein Effekt der fokussierten Stosswelle auf Erhalt und Stabilisation noch bestehenden Knorpels anzunehmen, ebenso auf die Knochenschicht des Gelenks unterhalb des Knorpels.

Die funktionelle, kniestabilisierende Therapie erfolgt über eine Verbesserung der muskulären Balance durch radiale Stosswellentherapie und Physiotherapie (bes. Verbesserung von Muskelkontrakturen) und isokinetisch gestützten Muskelaufbau mit Verbesserung der neuro-muskulären Steuerung (Propriozeption) unter EMG Feedback.

 

Wissenschaftliche Beurteilung (Review): Die Stoßwellentherapie kann die Funktionsfähigkeit bei Patienten mit Kniearthrose kurz-, mittel- und langfristig und die Schmerzen in allen Nachsorgemomenten im Vergleich zur Scheinbehandlung verbessern.

 

Literatur (auszugsweise)

Silva AC, Almeida VS, Veras PM, Carnaúba F, Filho JE, Garcia M, Fonseca DS. Effect of extracorporeal shock wave therapy on pain and function in patients with knee osteoarthritis: a systematic review with meta-analysis and grade recommendations. Clin Rehabil. 2022 Dec 15:2692155221146086. doi: 10.1177/02692155221146086.

Liu Y, Wu C, Chen C, Zhang L, Xing G, Wu K, Zhao Z, Yin H, Ma Y. Impact of soft tissue around the knee on the efficacy of extracorporeal shockwave therapy in knee osteoarthritis. Medicine (Baltimore). 2022 Dec 16;101(50):e32334.

An S, Li J, Xie W, Yin N, Li Y, Hu Y. Extracorporeal shockwave treatment in knee osteoarthritis: therapeutic effects and possible mechanism. Biosci Rep. 2020 Nov 27;40(11):BSR20200926.

Thomas M, Kubaile C, Busse M. Pulley system isokinetic training in knee rehabilitation--initial results. Z Orthop Ihre Grenzgeb. 2001 Jul-Aug;139(4):359-65.

Simental-Mendía M, Ortega-Mata D, Tamez-Mata Y, Olivo CAA, Vilchez-Cavazos F. Comparison of the clinical effectiveness of activated and non-activated platelet-rich plasma in the treatment of knee osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. Clin Rheumatol. 2022 Dec 11

 

3. Meniskus - Degeneration, Läsion

Meniskusschäden können akut oder chronisch-degenerativ sein. Eine Meniskusdegeneration kann durch intensive sportliche Belastung (z.B. Handball, Fussball, Gewichtheben, Brustschwimmen u.v.a.) oder durch häufige länger andauernde Belastungen (z.B. Laufen) entstehen. Auf Basis der vorbestehenden Degeneration kommt es dann u.U. zu einem Meniskuseinriss. Eine Meniskusdegeneration kann aber auch ohne sportliche Auslöser auftreten und ist häufig Vorläufer einer Arthrose des Kniegelenks. Es ist also sinnvoll, präventiv z.B. im Rahmen einer sportmedizinischen Untersuchung die Menisken in sonographischer Bildgebung darzustellen. Dies erfordert beim Untersucher bzw. der Untersucherin spezielle Kenntnisse, ermöglich dann aber, der Sportlerin bzw. dem Sportler den Meniskuszustand anhand des Ultraschallbildes zu erläutern. Wir halten die präventive Stosswellenbehandlung des Meniskus in solchen Fällen für zielführend und effizient. Eine Gewebeneubildung besonders in der Meniskusbasis und der darüber liegenden Kapsel- Bandstruktur kann gleichfalls sonographisch dargestellt werden.

Regenerative Therapie: Meniskuseinrisse können sehr unterschiedliche Ausprägungen haben und betreffen verschiedene Meniskusbereiche. In bestimmten Fällen ist eine operative / arthroskopische Teilentfernung des Meniskus erforderlich, ggf. ist auch eine Meniskusnaht möglich. Besonders Verletzungen des Meniskushinterhorns, erkennbar an Schmerzen im Bereich der Kniekehle und bei Beugung des Knies, erfordern vielfach eine Operation. Aber bei weitem nicht alle Meniskusläsionen müssen operiert werden. Diese, wie der degenerativ veränderte Meniskus insgesamt, sind  Indikationen für die Regenerative Medizin. Selbst für den nicht gefäßversorgten gelenknahen Bereich des Meniskus ließ  sich im Tiermodell eine regenerative Heilung belegen. Ergänzende regenerativ medizinische Massnahmen sind hochfrequente Magnetfeldtherapie, Lasertherapie, PRP und Mesotherapie (sonographiegesteuerte oberflächliche Injektionstherapie) sowie eine spezifische isokinetische Aufbautherapie.

 

Wissenschaftliche Beurteilung: Effekte der fokussierten Stoßwelle auf Meniskusläsionen sind im Tiermodell belegt und begrenzt auf Menschen übertragbar. In der eigenen Routinetherapie finden wir neben der isokinetisch quantifizierten Funktionsverbesserung und Schmerzreduktion als sonographisches Ergebnis regelmässig eine strukturelle (echoreiche) Volumenzunahme der Kapsel und in der Meniskusbasis (kapselnahe Bereiche) eine echoreiche "Auffüllung" der Defektbereiche. Hieraus leiten wir eine Empfehlung für die Stosswellentherapie in solchen Fällen ab, in denen grundsätzlich ein konservatives Vorgehen indiziert ist. Auch in Fällen anhaltender post-operativer Schmerzen hat sich der regenerativ-medizinische Komplex vielfach als effizient erwiesen. Die von uns ergänzend eingesetzte hochfrequente Magnetfeldtherapie zeigt im Tiermodell gleichfalls eine deutlich beschleunigte Heilung der nicht gefäßversorgten Meniskusareale und darüber hinaus noch einen schützenden Effekt gegen die verletzungsbedingte Arthrose.  Lasertherapie zeigte ausgesprochen günstige Effekte in einer randomisierten verblindeten Humanstudie. Dies gilt entsprechend für die Therapie mit PRP (Platelet Rich Plasma).

 

Literatur

Hashimoto S, Ichinose T, Ohsawa T, Koibuchi N, Chikuda H. Extracorporeal Shockwave Therapy Accelerates the Healing of a Meniscal Tear in the Avascular Region in a Rat Model. Am J Sports Med. 2019

He W, Liu YJ, Wang ZG, Guo ZK, Wang MX, Wang N. Enhancement of meniscal repair in the avascular zone using connective tissue growth factor in a rabbit model. Chin Med J (Engl). 2011 Dec;124(23):3968-75.

Wang M, Li Y, Feng L, Zhang X, Wang H, Zhang N, Viohl I, Li G. Pulsed Electromagnetic Field Enhances Healing of a Meniscal Tear and Mitigates Posttraumatic Osteoarthritis in a Rat Model. Am J Sports Med. 2022 Aug;50(10):2722-2732.

Winkler SL, Urbisci AE, Best TM. Sustained acoustic medicine for the treatment of musculoskeletal injuries: a systematic review and meta-analysis. BMC Sports Sci Med Rehabil. 2021 Dec 18;13(1):159

Malliaropoulos N, Kiritsi O, Tsitas K, Christodoulou D, Akritidou A, Del Buono A, Maffulli N. Low-level laser therapy in meniscal pathology: a double-blinded placebo-controlled trial. Lasers Med Sci. 2013 Jul;28(4):1183-8.

Kaminski R, Maksymowicz-Wleklik M, Kulinski K, Kozar-Kaminska K, Dabrowska-Thing A, Pomianowski S. Short-Term Outcomes of Percutaneous Trephination with a Platelet Rich Plasma Intrameniscal Injection for the Repair of Degenerative Meniscal Lesions. A Prospective, Randomized, Double-Blind, Parallel-Group, Placebo-Controlled Study. Int J Mol Sci. 2019 Feb 16;20(4):856.

 

4. Patellaspitzensyndrom - "Jumper´s Knee (Patellare Tendinopathie)

Das Patellspitzensyndrom ist eine schmerzhafte Erkrankung des Patellasehnenansatzes (Insertionstendinopathie) am unteren Patellarand. Ursache ist häufig die chronische Überbelastung der Patellasehne. Typische Sportarten mit starker Beanspruchung der Patellasehne sind z.B. Basketball, Volleyball, Fußball, Handball oder Leichtathletik (bis zu 40% bei professionellen Basketball- und Volleyballspielern). Allerdings sehen wir das Problem nicht selten auch in den reinen Laufsportarten. Das Patellaspitzensyndrom zeigt sich häufig extrem therapieresistent und neigt eher zur Chronifizierung und Verschlechterung. Neben der eindeutigen Symptomatik wird die Pathologie im der hochauflösendenden Sonographie (+Powerdoppler) bildgebend dargestellt.

Regenerative Therapie: Je nach Ausprägung kommt in Abstufungen der  gesamte Regenerative Therapiekomplex in Frage (fokussierte und radiale Stosswelle, Laser, Pulsierendes Magnetfeld, PRP, Mesotherapie. Im Aufbautraining spielt die Isokinetik eine zentrale Rolle, andere Trainingsformen sind zweitranging oder kontraproduktiv. Unterstützend werden spezielle Tapeverbände angelegt. Die Heilungsdauer bis zur schmerzfreien Vollbelastung im Sport kann mehrere Monate betragen.

 

 

 

 

5. Tractus Syndrom - "Runner´s Knee" (Insertionstendinopathie des Tractus iliotibialis)

5. Kreuzband - Degeneration und Läsion